Elfriede Vogelsang erhält Ehrengeschenk für 65 jährige Mitgliedschaft in der Kleingartenanlage Kirschbaum
Von Werner Richter
Chemnitz. Wie doch die Zeit vergeht, dachte die Chemnitzerin Elfriede Vogelsang als sie die Einladung des Vorstandes der Kleingartenanlage Kirschbaum zur traditionellen Jubiläumsfeier aus dem Briefkasten nahm. Sie wollte es selbst kaum glauben, denn wie es in dem Schreiben stand, ist sie nunmehr 65 Jahre Mitglied des Vereins. Ihre Eltern gehörten im Jahr 1923 mit zu den Gründern der heute 300 Parzellen umfassenden Anlage an der Reichenhainer Straße in Bernsdorf.
Mit viel Schweiß und hunderten von Stunden schwerster körperlicher Arbeit haben ihre Mutter und ihr Vater hier eine kleingärtnerische Oase geschaffen, die in den Jahrzehnten danach auch für die heute 88-Jährige Jubilarin zu einer zweiten Heimat geworden ist. Gemeinsam mit ihren vier Geschwistern hat sie ihre früheste Kindheit und die vielen Jahre mit den Eltern im Garten verbracht. „Ja, ich bin ein Kind des Gartens“, sagt die ältere Frau und holt die Familienchronik aus dem Schrank. Und in der Tat. Die Fotos untermauern und belegen auf eindrucksvolle Weise das Gesagte. So zeigen die Aufnahmen die Anfänge aus den Gründerjahren, beispielsweise den Vater beim Bau der Laube und die Mutter beim Anlegen der Beete und beim Pflanzen der Kulturen und nicht zuletzt zahlreiche Familienfeierlichkeiten.
„ Das Gärtnerische Einmal eins wurde von meinen Eltern mir bereits in die Wiege gelegt und natürlich habe ich mir auch viel von ihnen abgeschaut. Da wir sieben Personen zu Hause waren, das Geld zu dieser Zeit knapp war, wurde all das angebaut, was in erster Linie der gesunden Ernährung diente. So beispielsweise Kartoffeln, Bohnen, Blumenkohl, Tomaten, Gurken, Möhren und Kraut. Schließlich hatten meine Eltern auch noch Hasen, so dass wir auch noch Futter für die Tiere brauchten“, erinnert sich Elfriede Vogelsang.
Der Garten war aber nicht nur zum Arbeiten da, sondern er diente der Familie auch zur Erholung. Vor allem in den wärmeren Monaten wurde in der Laube geschlafen, im Garten Essen gekocht, gebacken und natürlich Familiengeburtstage gefeiert. „Wir Kinder konnten uns nach Herzenslust austoben und spielen. Erlebnis und Ereignis, an die ich noch heute gern zurückdenke“, so Elfriede Vogelsang.
Der Wunsch nach einem eigenen Garten erfüllte sich für die heutige Jubilarin zwei Jahre nach ihrer Hochzeit im Jahr 1949. Und wie könnte es wohl anders sein: Beide Eheleute nahmen ein Stück noch brach liegendes Land in der Kleingartenanlage ihrer Eltern unter ihre Fittiche und schufen sich eine Kleingärtnerische Oase. „Natürlich kamen mir in all den Jahren die zahlreichen Tipps und Fertigkeiten zu gute, die ich von meinen Eltern bekam und auch abgeschaut habe“, so die heute 88-Jährige.
Natürlich erlebte der Garten in den folgenden Jahren so manche Veränderungen. So wurden beispielsweise mit großer Unterstützung der inzwischen erwachsen Kinder die Laube vergrößert und ein Gewächshaus errichtet Als im Jahr 2005 der Zeitpunkt gekommen war und Elfriede Vogelsang mit Ehemann Siegfried aus Altersgründen nicht mehr so zupacken konnten und ihn das Gärtnern, trotz großer Unterstützung ihrer Kinder, immer schwerer fiel, gaben sie, dem Beispiel ihrer Eltern folgend, den Garten in die Hände von Tochter Carola und Schwiegersohn Olaf, die jetzt die Familientradition weiter am Leben erhalten.
Doch ganz zurückziehen kann und will sie sich trotz ihres hohen Alters noch nicht. So gehen ihr die kleingärtnerische Arbeiten wie das Zurückschneiden der Rosen oder das Abschneiden verblühter Blumen und Stauden noch immer gut von der Hand. Und natürlich in gemütlicher, familiärer Runde, im Garten zusammensitzen möchte die Jubilarin, die mit einem Ehrengeschenk für ihre 65-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurde, nicht missen. Schon jetzt freut sie sich auf den bevorstehenden Sommer, auf die vielen Blumen, auf eine schöne und erlebnisreiche Gartensaison.
Letzte Änderung am 08.08.2024